Nach zwanzig Jahren bekommt die Tübinger Lorettoklinik zwei neue Gesellschafter. Und eine neue Website. Von Ulrich Janßen
Es war ein Tag, der die Welt erschütterte: Ausgerechnet am 11. September 2001, als die Twin Towers einstürzten, eröffneten Albrecht Frunder, Frieder Rauscher und Hans Kornblum in Tübingen die Lorettoklinik. Die drei Ärzte hatten zuvor in der Fürststraße eine chirurgische Praxis betrieben und dort gezeigt, dass man auch bei Erwachsenen viele Operationen ambulant vornehmen konnte. 140 000 Patienten haben sich seither in Tübingen operieren lassen. Die Lorettoklinik ist zu einer Institution geworden. Und sie wird es bleiben, das versicherten gestern die neuen Gesellschafter, die die Klinik von heute an leiten. Der 44-jährige Faraby Al-Shukur ist in Stuttgart geboren, er studierte in Tübingen und arbeitete bislang als Oberarzt in der Unfallchirurgie des Marienhospitals in Stuttgart. Schon seit zwei Jahren dabei ist der 45-jährige Ulrich Weigold, ein gebürtiger Tübinger, der am Wildermuth-Gymnasium sein Abitur machte. Als Dritter ist noch der Kinderchirurg Albrecht Frunder beteiligt, der bislang schon Gesellschafter war und für Kontinuität sorgt. Hans Kornblum verabschiedet sich mit 67 Jahren aus der Klinik, Frieder Rauscher, 74, wird noch halbtags als angestellter Arzt tätig sein. Dem Wechsel vorausgegangen war eine längere Suche. Die Gesellschafter wollten die Klinik nicht einfach einem überregionalen Krankenhausbetreiber übergeben und waren froh, dass Weigold und Al-Shukur einstiegen. Die beiden kennen sich aus dem Marienhospital, wo sie mit der durch Fallpauschalen gesteuerten modernen Krankenversorgung eher schlechte Erfahrungen machten.
In der Lorettoklinik können sie sich etwas mehr Zeit für die Patienten nehmen. „Die Lebensqualität ist besser“, meint Weigold. „Und die dauerhafte Verfügbarkeit mit Nacht- und Wochenendschichten fällt auch weg“, ergänzt Al-Shukur.
Momentan sind die Neuen noch sehr damit beschäftigt, die Klinik durch und aus der Corona-Zeit zu führen. Perspektivisch aber wollen sie nicht nur die Anmeldung vereinfachen (ein Drittel der Termine soll künftig online über die neue Website vergeben werden), sondern auch bestehende Angebote ausweiten. Ein Schwerpunkt dabei ist die
Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen. Hier kann man mit Injektionen nicht immer, aber doch häufig Operationen verhindern. Al-Shukur ist Spezialist für epidurale Injektionen, für Facetteninfiltrationen und paravertebrale Nervenwurzelblockaden, mit denen sich Schmerzen im Rücken lindern oder sogar beseitigen lassen.
Weigolds Spezialität ist die Viszeralchirurgie und hier speziell Leistenbrüche, die, weil sie für Kliniken lukrativ sind, vielfach noch stationär behandelt werden. „Dabei kann man die wunderbar ambulant operieren“, sagt Weigold. Unfallchirurg Al-Shukur kann sich auch vorstellen, in Zukunft öfter Patienten von den Rettungsdiensten zu übernehmen.